Internetshops für Elektronik aus Asien sind etwas Tolles. Dort gibt es Sachen, von denen ich nicht wusste, dass es sie gibt, und auch sicher bin, dass ich sie nicht brauche. Manche Sachen sind aber sehr interessant und deswegen bestelle ich mir seit ein paar Jahren hin und wieder Elektronik aus Asien. Die Globalisierung ist schon etwas Tolles.
Vor ein paar Wochen habe ich mir ein Cube iWork 8 Air bestellt. Gedacht war das 8‑Zoll-Tablet als billiges und handliches Schultablet, welches ich entweder Schülern bei Bedarf im Unterricht in die Hände drücken könnte, oder für mich als kleine und leichte Alternative zu meinem großen 12-Zoll-Gerät. Nach knapp zwei Wochen kam das Tablet auch bei mir an. Aus dem europäischen Lagerhaus in Großbritannien wurde es nach Ungarn verschickt und dann von dort aus zu mir nach Deutschland. Und das alles von einem Händler aus China. Irgendwie verrückt.
Die inneren und äußeren Werte
Im Inneren des Tablets werkelt ein Intel Cherry Trail Z8350 64bit Quad Core mit 1.44GHz und 2GB Ram. Als Speicher sind 32GB eMMC verbaut und die Auflösung des Bildschirms beträgt 1920 x 1200 Pixel, die sich auf 8 Zoll verteilen. Außerdem hat das Tablet Dualboot mit Windows 10 und Android 5.1.
Auf der Vorder- und Rückseite ist jeweils eine Kamera mit 2 MP vorhanden, allerdings sind die Kameras so schlecht, dass sie höchstens für unvermeidbare Schnappschüsse, Skype oder für das Scannen von QR-Codes geeignet sind. Ordentlich sind hingegen die Anschlussmöglichkeiten. So ist ein Micro-USB-Port zum Laden vorhanden, der mit dem mitgelieferten OTG-Adapter-Kabel auch zum Anschließen von USB-A-Zubehör geeignet ist. Weiterhin ist ein Micro-HDMI-Port, ein Micro-SD-Karten-Slot und ein 3,5mm-Klinkenanschluss verbaut.
Die Verarbeitungsqualität ist für einen Preis knapp unter 100€ erstaunlich gut, das Gerät macht auf den ersten Blick einen ordentlichen Eindruck. Auf den zweiten Blick fallen jedoch die wackeligen Knöpfe und das Knarzen des Gehäuses auf, wenn es etwas belastet oder verdreht wird. Das alles ist nicht schlimm, aber ein wertiger Eindruck kommt nicht wirklich auf. Und ein Blick in das Innere des Gehäuses ist auch interessant…
Das Unglück nimmt seinen Lauf
Ziemlich schnell nach dem Auspacken und dem ersten Herumprobieren war mir klar, dass ich Android vom Gerät schmeißen und nur Windows installiert haben wollte. Windows kommt mit einem relativ alten Update-Stand und hat beim ersten Start von 19,5 GB noch ca. 8 GB frei. Aber schon die Installation der deutschen Sprachdateien und die ersten Updates von Windows lassen den Speicherplatz schnell schwinden und das System wird unbenutzbar. Ein Update auf das Creators Update 1703 von Windows 10 ist so nicht möglich. Also wollte ich Android komplett löschen und Windows 10 neu installieren.
Hierfür habe ich eine Anleitung in dem Forum der sehr guten Webseite techtablets.com für China-Tablets verwendet, die ich für meine Zwecke etwas abwandeln wollte. Dazu habe ich die Firmware-Dateien verwendet, die auf der offiziellen Seite von Cube zum Download stehen. Da hier jedoch nur ein Download per Baidu möglich ist, habe ich mir dann in dem Forum einen entsprechenden Download von dritter Seite herausgesucht. Baidu hat wohl leider ein paar Länderbeschränkungen. Teil der Anleitung war es, das BIOS zu flashen… Das lief bei mir jetzt nicht so gut. Das Gerät ist tot und ließe sich nur das das direkte Flashen des BIOS-Chips wiederbeleben. Und so verrückt bin ich dann doch nicht. Immerhin habe ich mich so getraut, das Gerät zu öffnen und hinein zu gucken. Was mit ein bisschen Klebeband nicht alles möglich ist.
Ein neuer Versuch mit “Windows only”
Nach weiteren zwei Wochen kam das zweite Cube iWork 8 Air an, jetzt direkt aus China. Und dieses Mal war ich vorsichtiger und auch erfolgreicher. Deswegen hier die Anleitung, nach der ich das zweite Mal vorgegangen bin.
Als erster Schritt wird ein externer USB-Hub sowie eine Maus und eine Tastatur benötigt. Nur so ist es möglich, ins (hoffentlich funktionierende ;-)) BIOS zu gelangen und die Vorbereitungen für die Windows-Installation durchzuführen. Dazu habe ich den UGreen USB 3.0 HUB 4 port mit OTG und das passende Netzteil verwendet, da empfohlen wird, einen “powered” USB-Hub zu verwenden. Ich weiß nicht, ob es wirklich nötig ist. Der Vorteil an diesem USB-Hub ist, dass sowohl ein USB-A-Stecker als auch ein Micro-USB-Stecker an dem Kabel als Kombination verbaut ist. So kann der Hub an “kleinen” Tablets und an “großen” PCs und Laptops verwendet werden. Als Tastatur und Maus habe ich eine Logitech K400 Plus verwendet, beide Funktionen also in einem Gerät und das Ganze wird per Funkempfänger an den USB-Hub angeschlossen. Ich hatte zunächst meine Zweifel, aber die Tastatur wird problemlos im BIOS erkannt.
Als zweiten Schritt sollten die Treiber des Cube iWork 8 Air gesichert werden, da diese nicht alle von Windows Update bereitgestellt werden können. Ich habe es mir etwas einfacher gemacht und die Treiber von techtablets.com heruntergeladen.
Als dritten Schritt muss mithilfe des Media Creation Tools ein USB-Stick für die Installation von Windows 10 Home erstellt werden. Das sollte besser auf einem anderen PC mit Windows 10 gemacht werden, damit es etwas schneller läuft. Vor der eigentlichen Installation sollte zur Sicherheit nicht das Notieren des Lizenzschlüssels von Windows 10 vergessen werden. Ich habe die Lizenz vor der Neuinstallation mit einem entsprechenden Befehl ausgelesen und aufgeschrieben, allerdings war das bei mir nicht nötig, da die Aktivierung am Ende der Installation problemlos war. Jedoch war meine Lizenz auch schon vorher mit meinem Microsoft-Konto verbunden, bzw. aktiviert.
Vor der eigentlichen Installation habe ich noch zusätzlich darauf geachtet, dass der Akku des Tablets 100% voll ist, da das Tablet durch den Anschluss an den USB-Hub nicht aufgeladen wird. Dann habe ich den USB-Hub angeschlossen und die Tastatur/Maus und den Windows-USB-Stick.
Als Nächstes wird direkt beim Start des Tablets durch “Hämmern” auf die ESC-Taste das BIOS geöffnet und hier die Bootreihenfolge auf den USB-Stick umgestellt. Die Installation von Windows 10 läuft ganz normal ab, mit einer kleinen entscheidenden Änderung. An der Stelle, an der ausgewählt werden kann, welche Partition benutzt werden soll, habe ich alle (ja, wirklich alle) vorhandenen Partitionen gelöscht und alles Windows 10 zugewiesen. Statt 14 Partitionen gibt es am Ende nur noch drei Partitionen!
Die Installation bin ich im Folgenden recht schnell durchgehetzt, da ich nicht sehen konnte, wie leer der Akku inzwischen war. Insgesamt habe ich aber bestimmt nicht mehr als eine Stunde gebraucht, eher weniger. Nachdem die Installation fertig war und ich mich im WLAN und mit meinem Microsoft-Account angemeldet hatte, habe ich einmal das Windows Update durchlaufen lassen und ein paar wenige Updates wurden installiert.
Danach habe ich den Gerätemanager geöffnet und für jedes unbekannte Gerät die Treiber in einem Ordner auf dem USB-Stick suchen lassen. Das hat auch fast problemlos geklappt. Beim Touchscreentreiber musste ich den Treiber einmal Deinstallieren und wieder Installieren, ich weiß nicht genau, warum das nicht sofort funktioniert hat. Außerdem wurde der vorhandene Kameratreiber als nicht signiert/gültig erkannt, so dass ich mir den Treiber für die “Intel AVStream Camera” an anderer Stelle im Internet besorgen musste.
Fazit
Zum Abschluss kann ich zusammenfassen, dass ich mit meinem kleinen Experiment recht zufrieden bin, trotz doppelter Kosten. Es macht Spaß, Windows 10 mit dem Formfaktor 8 Zoll auszuprobieren und zu gucken, welche Möglichkeiten es gibt. Zunächst unbeabsichtigt und dann später absichtlich habe ich außerdem nur Apps aus dem Windows Store installiert, so dass ich Windows mehr oder weniger wie Windows 10 S benutze. Damit komme ich auch recht gut zurecht und im Moment werden auch immer mehr Apps in den Windows Store aufgenommen. Zusätzlich habe ich noch eine 32GB große Micro-SD-Karte in das Tablet gesteckt, auf die ich auch ein paar Windows-Apps ausgelagert habe.
Eigentlich ist das Tablet damit auch gut im Unterricht nutzbar, ich habe es schon mehreren Schülerinnen und Schülern im Unterricht in die Hände gedrückt und sie konnten damit recherchieren, “kahooten” und präsentieren. Wären da nicht die unregelmäßigen Aussetzer. Mal spinnt das WLAN, mal gibt es einen Bluescreen, mal ist das ganze System unglaublich zäh (vor allem Browser sind kaum zu benutzen). Dreimal konnten Schüler das Tablet nicht nutzen und es musste neugestartet werden. Vieles liegt vermutlich an den 2GB RAM, von denen 1,5 GB fast durchgehend belegt sind. Es kommt also an vielen Ecken zu kleineren Hängern im System oder zu Kompromissen bei der Hardware. Der Formfaktor und auch Windows 10 passten eigentlich sehr gut, aber für den Produktiveinsatz in der Schule ist das Cube iWork 8 Air aufgrund dieser mangelnder Zuverlässigkeit eher nicht geeignet. Für mich als … Drittgerät aber ist es sehr schön.