Nachdem ich im Referendariat noch mit dem klassischen Lehrerkalender gearbeitet habe, habe ich in meinem ersten Jahr als “richtiger” Lehrer Tapucate als Notenverwaltung benutzt. Allerdings war mir die Android-App im Alltag zu kompliziert und kam meinem “Workflow” einfach nicht entgegen. Letztlich habe ich doch wieder den Lehrerkalender aus Papier genutzt. Auch das passende Programm für Windows, das Import-Export-Tool, blieb immer hinter meinen Vorstellungen zurück. Zwischenzeitlich habe ich mir sogar schon überlegt, ein iPad zu kaufen, damit ich das “berühmte” TeacherTool ausprobieren könnte. Aber dann kam ich im letzten Jahr während einer Freistunde mit einer Kollegin über Notengebung ins Gespräch und erfuhr, dass sie mit TeacherStudio arbeitete. Das Programm hatte ich auch schon mal ausprobiert, war damit zunächst aber auch nicht warm geworden. Nach einer kurzen Erklärung durch meine Kollegin war meine Neugier allerdings wieder geweckt und ich habe mich mit dem Programm erneut beschäftigt. Aus verschiedenen Gründen setze ich das Programm inzwischen auch voll ein.
Der größte Vorteil für mich ist, dass es TeacherStudio für Android und Windows 10 gibt. (Und inzwischen sogar für iOS). Das kommt mir sehr entgegen, da am Nachmittag der Windows-Desktop auf dem Schreibtisch eh läuft und inzwischen auch mein Lenovo Miix 510 oft immer im Unterricht mit dabei ist. Ich versuche im Folgenden die Vorzüge, die das Programm meiner Meinung nach hat, einigermaßen strukturiert vorzustellen. Verbesserungsvorschläge sollen aber auch nicht fehlen.
Der Startbildschirm sieht auf allen Geräten sehr ähnlich aus. Es gibt eine Übersicht über Kurse oder Klassen und eine meiner zahlreichen Lieblingsfunktionen, die sogenannte Agenda. Das ist eine Übersicht über alle eintragenen Stunden und Termine. Bei einem vollen Stundenplan, der sich auch öfters ändert, sehr hilfreich! Für die Übersicht während der Schulwoche hilft der Kalender, auf dem auch mehrtägige Termine und Feiertage angezeigt werden. Hier wäre es eine tolle Ergänzung, wenn ein Internetkalender eingebunden werden könnte, da ich meine Termine mit Google Kalender verwalte und ich bisher die Termine doppelt eintragen muss. Für den Blogeintrag habe ich die häufigsten Vor- und Nachnamen in Deutschland kombiniert. Es ist schon etwas erschreckend, wie echt sich die Namen anhören.
Für die Übersicht innerhalb eines einzelnen Kurses oder einer Klasse ist die Stundenübersicht hilfreich. Je nachdem wie sorgfältig die Stundenthemen und Absagen der Stunden eingetragen werden, entsteht so eine Übersicht und kurze Zusammenfassung des wirklichen Unterrichtsverlaufs.
Der Klick auf die jeweilige Stunde führt auf die Liste der Schüler oder auf den Sitzplan, noch eine meiner Lieblingsfunktionen. Ich bin nicht sehr gut im Namenlernen und meine, die in der Unterstufe zweistündigen Fächer tragen nicht unbedingt positiv dazu bei. So habe ich direkt alle Namen und zum Teil auch Bilder in der richtigen Sitzordnung. Während der Stunde ist es damit aber auch schnell möglich, wichtige Dinge zu den jeweiligen Schülerinnen oder Schülern zu vermerken. Alle Eintragungen sind direkt an die Stunde gebunden und lassen sich so immer zuordnen. Dazu gehören die Anwesenheit oder Verspätung, das Vorhandensein von Material und Hausaufgaben sowie Bemerkungen. Praktisch wäre es noch, wenn es einen Export des Sitzplans als PDF oder JPG geben würde, aber das ist im Moment nicht möglich.
Eine der wichtigsten und am häufigsten genutzten Funktionen ist natürlich die Notenvergabe, die ebenfalls über die einzelnen Stunden geregelt wird. Mit den zahlreichen unterschiedlichen Notensystemen können (fast) alle Vorgaben umgesetzt werden. Ebenfalls ist es möglich, unterschiedliche Notenkategorien wie mündlich, schriftlich, Referate usw. anzulegen und diese unterschiedlich zu gewichten. Allerdings behalte ich mir da eine gewisse pädagogische Freiheit vor, die Endnoten anzupassen und nicht die automatisch errechnete Note zu übernehmen. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein.
Zum krönenden Abschluss können die Noten entweder per Listenansicht oder per Sitzplan eingegeben werden. Ich bemühe mich inzwischen, nach jeder Stunde oder besser gesagt nach jedem Schultag mündliche Noten einzutragen und somit als Bewertungsgrundlage einen möglichst genauen Durchschnittswert zu bekommen.
Weiterhin gibt es noch einige von mir (fast) ungenutzte Funktionen wie z.B. ein eigener Bereich für Vorbereitungen für die jeweilige Stunde (Zettel mitbringen usw.). Den habe ich bisher nicht genutzt, vielleicht sollte ich ihn aber mal ausprobieren. Außerdem können Checklisten für allgemeine Dinge oder für eine Klasse und einen Termin angelegt werden. Praktisch für Unterschriften und Zetteleinsammelaktionen. Ich nutze hier vor allem die Erinnerung an Entschuldigungen in der Oberstufe.
Bei der Synchronisierung gibt es mehrere Möglichkeiten. Zunächst das komfortable Hoch- und Herunterladen mit OneDrive und Google Drive, hier genügt ein Klick und die Daten werden mit der Cloud abgeglichen. Problematisch ist hier natürlich der Datenschutz, da Microsoft und Google US-amerikanische Unternehmen sind, die ihre Server entweder in den USA oder irgendwo in Europa stehen haben. Zwar sind die Sicherungsdaten verschlüsselt, aber dennoch bleibt es schwierig. Besser aber auch mühsamer ist der Austausch per Sicherung Speichern oder Wiederherstellen. Dabei muss der entsprechende Ordner im Dateisystem aufgerufen werden und die Sicherung kann importiert werden. Bei mir ist es zum Beispiel der Server in der Schule, der per WebDAV erreichbar ist. Leider ist das unter Android noch etwas mühsam, da mit Drittprogrammen gearbeitet werden muss und WebDAV nicht direkt eingebunden ist.
Ergänzung Juni 2020: Inzwischen ist die Synchronisation mit WebDAV ergänzt worden und funktioniert problemlos. Inzwischen benutze ich aufgrund der Datenschutzbestimmungen in Niedersachsen nur noch die Windows-Version.
Zum Abschluss kann ich sagen, dass ich mit TeacherStudio sehr zufrieden bin. Ich nutze das Programm täglich und behalte so einen guten Rhythmus beim Eintragen der Noten bei. Ich meine, dass ich so in der Lage bin, gerechtere Noten für die Schülerinnen und Schüler zu geben. Meine Erinnerungen an Unterrichtsstunden sind einfach noch frischer. Beim klassischen Lehrerkalender habe ich diesen Rhythmus nie lange dauerhaft durchhalten können. Zum Beispiel hole ich mir nachmittags die aktuellen Daten vom Server und ergänze noch Noten und Stundenthemen.
Auch die Übersicht über vergessenes Material (Eine Erinnerung dafür wäre hilfreich) und über die Entschuldigungen nutze ich fleißig. Andere Funktionen nutze ich weniger. Zum Teil, weil sie meiner Meinung nach bisher nicht so gut umgesetzt wurden, teils weil ich sie nicht brauche. Dennoch nutze ich deutlich mehr Funktionen von TeacherStudio als von Tapucate, bei dem ich kaum Funktionen genutzt habe.
Welche Erfahrungen habt ihr mit TeacherStudio gemacht? Nutzt ihr Notenprogramme überhaupt? Welche sind das?
P.S.: Hier noch ein Liste aktueller Programme, die ich allerdings nur zum Teil ausprobiert habe:
Nicht getestet: